Lagersicherheit: Ausgeklügelte Löschtechnik
One-Stop-Warehousing, von Aerosolen über entzündbare Flüssigkeiten und Gifte bis hin zu ätzenden Stoffen: Diesen von der Chemieindustrie oft vorgebrachten Kundenwunsch hat sich der Logistikdienstleister LSU Schäberle zu eigen gemacht, als er mit der Planung für ein neues Gefahrstofflager begann. „Wir wollten eine maximale Flexibilität im Stoffportfolio erreichen und quasi eine Kombination aus allen Lagern schaffen, die wir davor hatten“, erklärt Prokurist Jonas Lang das Ziel des Unternehmens.
Herausgekommen ist dabei ein neues Hochregallager mit 21.000 Palettenstellplätzen in sieben Brandabschnitten, ein Lager für wassergefährdende Stoffe im Untergeschoss plus ein Blocklager mit 4000 Quadratmetern am Firmenstandort Stuttgart. „Wir können durch diese sieben Kammern Zusammenlagerungsverbote in einer einzigen Halle einhalten“, sagt Geschäftsführer Roland Walz und ergänzt: „Der Kunde hat also keinen zeitlichen oder finanziellen Nachteil, weil wir die Ware nicht aus verschiedenen Hallen zusammenführen müssen.“ Gelagert werden können nach einer Mitteilung des Unternehmens Stoffe der Lagerklassen 2B, 3, 4.1B, 5.1A und B, 6.1A bis D, 8A und B sowie 10 bis 13 in Gebinden bis 1000 Liter. Das neue Multi-User-Lager soll am 1. Januar 2023 in Betrieb gehen.
Ungewöhnlich groß sind die genehmigten Gefahrstoffmengen. Beispielsweise dürfe man bis zu 1980 Tonnen giftiger Stoffe im Lager unterbringen, das das zuständige Regierungspräsidium als Erweiterung des Störfallbetriebs der oberen Klasse genehmigt habe. „Damit besitzen wir eines von nur wenigen Lagern dieser Größenordnung in Deutschland“, ist sich Geschäftsführer Walz sicher. Die großen Mengen haben allerdings hohe Sicherheitsauflagen wie etwa des Landeskriminalamts mit sich gebracht. „Die Halle ist komplett eingezäunt und ringsherum von Kameras überwacht, da kommt niemand unbefugt hinein“, bekräftigt Walz.
Doch der Schutz der Ware vor unbefugtem Zugriff ist nur die eine Seite der Medaille. Um die genehmigten Mengen sicher gegen Brände lagern zu können, ist auch eine ausgeklügelte Löschtechnik erforderlich. Sechs Brandabschnitte werden im Fall der Fälle mit Leicht- und Schwerschaum beschickt, im siebten ist eine Regalsprinkleranlage installiert. „Um eine größtmögliche Flexibilität zu gewährleisten, lagern wir dort Aerosole, die müssen mit Wasser gelöscht werden“, erläutert Prokurist Lang die Löschtechnik nach dem Industriesachversicherer FM Global.
Das Herz der Löschanlage mit zwei Tanks für die Schaumlöschmittel, Pumpen, Messgeräten, Leitungen und der elektronischen Steuerung ist in einem Raum neben der Halle untergebracht. Für das Löschwasser wurde ein eigener Tank außerhalb des Gebäudes errichtet. An der Hallendecke sind Generatoren installiert, die im Brandfall betroffene Kammern von oben her mit Leichtschaum beschicken. Düsen in Bodennähe werfen gleichzeitig Schwerschaum aus, um das Feuer zu bekämpfen.
Schnelligkeit ist dabei oberstes Gebot. „Ein Abschnitt ist in zwei Minuten komplett geflutet“, berichtet Walz. Eine Herausforderung auch für die Flurfördertechnik. Denn der Lieferant der Hochregalstapler musste eine automatische Notabsenkung verwirklichen, die einen Kommissionierer vom äußersten oberen Ende einer Regalgasse binnen kürzester Zeit zum nächsten Notausgang befördert. „Auch in der Dimension der Löschanlage unterscheiden wir uns von anderen Lagern“, sagt Jonas Lang. Und Roland Walz ist überzeugt: „Es gibt aktuell nicht Schnelleres und Besseres, mit dem man die Mengen an Stoffen löschen kann, die wir hier haben werden.“
Rudolf Gebhardt
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